Tag 1 – 3 auf dem Rad
Unsere erste Etappe ging von Kita-Hiroshima Richtung Osten bis Hidake. Hidake ist ein kleines Örtchen, das aber außer einem Kombini auch einen Campingplatz und ein Onsen hat. Der Tag war schwül-heiß und so hat es nicht lange gedauert bis wir durchgeschwitzt waren. Trotzdem sind wir gut gelaunt über diverse Straßenschultern entlang an Reisfeldern bis zu den ersten Bergen gefahren. Die meisten Straßen haben jeweils eine fast 1 m Breite Schulter auf der wir in der Regel gut fahren können. Und die meisten der LKW – und Autofahrer überholen uns mit Abstand.



An den ersten beiden Tagen waren in den Bergen außer auf Brücken und in Tunneln auf unserer Seite auch immer eine Schulter zum Fahren. Auch wenn es echt viele Tunnel und Brücken gab, konnten wir recht gut fahren. Was wir aber nicht erwartet haben, war die Lautstärke der LKWs in den Tunneln. Und an dem Tag waren echt viele LKWs unterwegs.
Zurück zum ersten Fahrtag: wir wollten ursprünglich die letzten Kilometer auf einer kleineren Straße durch ein Tal fahren, um uns so den letzten Berg zu sparen. Leider mussten wir an der Abzweigung feststellen, dass die Strecke gesperrt war und wir doch über den Berg fahren mussten. Glücklicherweise gab es an den Abschnitten ab 6 % eine Spur für langsame Fahrzeuge bei der Auffahrt, sodass auch hier alle LKWs mit genügend Abstand an uns vorbei konnten. In Hidaka angekommen, war es zwar schon dämmrig, aber zum Glück noch früh genug, dass wir zum ersten Mal in ein Onsen gehen konnten. Das Sitzen im heißen Wasser tat den müden Beinen richig gut!



Die ersten drei Tage haben wir uns hauptsächlich durch die Sortimente der verschiedenen Kombiniketten durchgefuttert und schon festgestellt, was uns wo am besten schmeckt. Der Vorteil der Ketten ist die weite Verbreitung in kleinen Orten auf dem Land. Unser Frühstück besteht meistens aus einem süßen kalten Milchkaffee, Onigiri und weiteren Teilchen. Für die Fahrt gibt es dann weitere Onigiri, Kekse, Limo und was das Sortiment sonst noch an süßen Teilchen hergibt. Bei mir stehen aktuell riesige gefüllte Teigkugeln (schmeckt wie ein riesiger TK-Windbeutel) hoch im Kurs. Micha probiert sich dagegen noch weiter durch die Regale. Abends holen wir uns dann Ramen. Von denen gibt es eine echt große Auswahl und mit etwas Beilage und/oder Nachtisch und Limo wird man auch nach einer langen Radtour satt. Und um das Abendessen abzurunden, haben wir uns auch schon Sake geholt. Nicht dass jemand denkt, wir würden nur Fastfood essen. Vielleicht stellen wir mal in einem eigenen Beitrag unsere Favoriten bzw auch typisch japanische Sachen vor.

Am zweiten Tag ging es weiter Richtung Osten ins Inselinnere nach Hanbetsu. Das ist in unseren Augen zumindest schon mal eine kleine Stadt, weil sie auch einen Supermarkt hat. Allerdings haben wir den wegen den Öffnungszeiten nicht genutzt, sondern die nächste Kombinikette ausprobiert. Die Fahrt in die Stadt war recht anstrengend und hat sich länger gezogen, als wir dachten. Zuerst hatte ich nach nur 50 Minuten schon einen Platten, den wir aber schnell behoben haben und dann ging es durch wahnsinnig viele Tunnel und über Brücken immer weiter den Nissho-Pass nach oben auf über 1000 m ü NN. Dort oben war es leider recht neblig, der am Anfang der Abfahrt immer dichter wurde. Eigentlich gehört die Strecke zum Hokkaido scenic Highway mit normalerweise wahrscheinlich mehr als maximal 50 m Sicht. Vor allem an den Tunnelenden haben wir uns deshalb etwas unwohl gefühlt. Hier war der Nebel besonders dicht, während es im Tunnel keinen Nebel gab. Trotz allem sind wir die Abfahrt gut runtergekommen und konnten sogar ein klein bisschen der Aussicht genießen.

Hinter der Bergkette haben wir statt Reisfeldern vor allem Kuhställe und Kartoffelfelder gesehen. Die letzten Kilometer vor dem Campingplatz waren nochmal richtig herausfordernd, weil unsere Route in eine steilen und steinigen Waldweg überging, wo wir teilweise die Räder hochschieben mussten. Trotzdem gab es dort Schilder am Wegrand und Spiegel in den Kurven… Das alles führte am Ende dazu, dass wir unser Zelt im Dunkeln mit Hilfe diverser Lampen aufgebaut haben.

Auch der dritte Tage führte uns weiter Richtung Osten tiefer in die Insel rein. Die Straßen nach Hidake waren wegen einem kostenlosen Autobahnabschnitt wie leer gefegt, sodass wir für ca 30 km die Straße für uns alleine hatten. Wir wussten, dass wir ca. die Hälfte der Tagesstrecke über unbefestigte Wege fahren würden, hatten aber die japanischen Berg-Waldstraße unterschätzt. Es war eigentlich nur ein Waldweg mit zwei Autospuren, der mal mehr Moos und mal mehr Steine hatte. Selbstverständlich mit Straßenschildern, obwohl der Weg maximal mit Allrad befahrbar ist. Eine wahnsinnige Herausforderung für uns mit über 200 HM mit konstantem leichten Regen. Das ist definitiv nicht unsere Wohlfühlumgebung gewesen. Für mich war es, als ob ich in der Eifel auf Nebenwegen unterwegs wäre. Trotzdem entschieden wir uns den zweiten Abschnitt dieser Art zu fahren, um unser Tagesziel in Akan zu erreichen. Nach 3 km im Wald (der Weg war wesentlich besser als der erste!) mussten wir allerdings wieder umdrehen, weil der Weg gesperrt war. Da der Umweg über andere Straßen recht groß war, entschieden wir uns, zu einem anderen Campingplatz zu fahren. Zum Glück konnten wir dort im Shop etwas Ramen und Reis kaufen, weil kein Supermarkt oder Kombini in der Nähe war und wir ansonsten nur noch Erdnüsse gehabt hätten. Somit wurde aus einem etwas ruhigeren Tag wieder eine lange anstrengende Tour. Morgen wird es definitiv ruhiger, weil wir dann nur ca 15 km nach Kushiro an die Küste fahren werden.




Insgesamt sind die Campingplätze wesentlich günstiger bei uns und es gibt auch kostenlose Plätze wie den, wo wir gestern waren, sodass wildcampen keine echte Alternative darstellt.
Hallo ihr Lieben,
wir freuen uns sehr, dass wir jetzt immer so eine tolle Gute-Nacht-Geschichte von euch bekommen. Klingt toll! Jedem neuen Foto und Bericht sehen wir mit Spannung entgegen. Wenn wir uns die Wege so ansehen, hättet ihr auch gut wandern können statt das Fahrrad die Berge hochzuschieben 😉 Genießt die Zeit!!! Herzliche und etwas neidische Grüße aus dem verregneten Ruhrgebiet